Fürstenried-West, das ist das steinerne Symbol der deutschen Wohnungskrise. Rund 2000 Mieter wohnen in dieser Trabantenstadt am Rande Münchens. Was im Großen passiert, lässt sich hier auch im Kleinen beobachten: Eine überalterte Siedlung, die jahrelang saniert werden wird. Konflikte zwischen Neu- und Altmietern. Konflikte zwischen Großunternehmen und Verbrauchern. Enttäuschung einer über die etablierte Politik. Versagen der bestehenden Institutionen und Parteien.

In dieser Umgebung hat die Mietergewerkschaft nun in München ihren größten (Teil-)Erfolg erzielt. Die Fürstenrieder hatten sich schon vor der Mietergewerkschaft angefangen, gegen intransparente Heizkostenabrechnungen zu wehren. Zunächst versuchten sie es mit dem Mieterverein und Rechtsanwälten.

2023 scheiterten die Mieter mit ihren bisherigen Ansätzen. Die Abrechnung wurde zwar mehrmals überarbeitet und korrigiert. Am Ende konnte eine kleine Gruppe sogar für sich Vorteile heraushandeln. Aber diese „Abmachung“ galt nicht für alle, was für Frust und Enttäuschung sorgte.

Dann kamen die Abrechnungen für 2022 – wieder mit sehr hohen Nachzahlungen. Jetzt waren die Mieter bereit, es mit der Mietergewerkschaft zu versuchen. Zusammen mit unserem ersten Mitglied organisierte ich im Februar eine erste Infoveranstaltung zum Zurückbehaltungsrecht und der Belegeinsicht. Der kleine Saal war brechend voll. Nach dieser Versammlung kam es zu den ersten Eintritten.

Unsere frischen Mitglieder machten sich gleich mit viel Feuereifer daran, so viele Unterschriften wie möglich zu sammeln. Ich war etwas überrascht, denn mit dem Ausmaß an Leidenschaft hatte ich nicht gerechnet. Am Ende wurden über 400 Unterschriften zur Belegeinsicht gesammelt – Rekord für München!

400 Unterschriften sind natürlich toll! Aber was folgt danach? Wie hält man diese Masse zusammen? Wie arbeiten die Freiwilligen? Wie bereiten sie sich – trotz unterschiedlicher Kenntnisse – auf die Belegeinsicht vor? Wer regelt, was wie und wann an die Mieter kommuniziert wird?

Ganz ehrlich: Ich wusste am Anfang auch nicht wie man das koordiniert. Aber wir haben gemeinsam Lösungen ausprobiert, verworfen und am Ende gefunden. Die nächsten neun Monate waren eine Achterbahnfahrt: Immer wieder versuchte die Vermieterseite mit verschiedenen Maßnahmen, unsere Zurückbehaltungskampagne zu unterbinden. Zuletzt mit mehreren Mahnwellen und Drohschreiben. Die Mietergemeinschaft hat immer dagegen gehalten. Ich habe sie nach besten Kräften dabei unterstützt.

Am Ende steht ein Teilerfolg: Ein Teil der Mieter bekam nachträglich 100.000€ zu viel bezahlter Heizkosten gut geschrieben. Aber darum geht es mir primär gar nicht. Als Sozialist geht es mir in der erster Linie darum zu lernen, wie man als Aktivist Menschen organisiert. In zweiter Linie geht es darum, einen tiefen Einblick in die Realität unserer Gesellschaft zu bekommen. Fürstenried-West war in dieser Hinsicht ein sehr lehrreiches „Praktikum“.

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