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KONVERSATIONEN # 5
Wir dokumentieren im Folgenden eine Unterhaltung zwischen Jim Igor, Mitglied unserer Frankfurter Ortsgruppe, und Hanna, einer interessierten Leserin.
Hanna
Inwiefern ist die Linkspartei ein Versuch die SPD zu reformieren? Sie wurde doch explizit gegen die Politik der SPD mit eigenem politischen Selbstverständnis gegründet? Da würde mich euer Standpunkt interessieren.
Jim Igor
Die Linkspartei hatte nicht den Ansatz und auch nicht das Potential, eine Massenpartei zu sein, wie es die SPD war. Insofern gab es auch keine Option, die SPD zu ersetzen, sondern die Linkspartei war immer eher das schlechte Gewissen der SPD, um sie nach links zu pushen. Der Aufbau einer eigenständigen und unabhängigen sozialistischen Partei, die sich nicht um die Verwaltung des Kapitalismus streitet, sondern die Selbstverwaltung der Gesellschaft organisiert, und den politischen Kampf um die Überwindung des Kapitalismus führt, hat es nach den 1920ern nicht mehr gegeben. Wir meinen damit also weder in Bezug auf die SPD, noch auf die PdL, dass es darin nicht Leute gab, die den Sozialismus zum Ziel hatten und bei der PdL war das sicher von Anfang an geteiltes Ziel.
Aber es wurden nie die Bedingungen geschaffen, eine Gegenmacht aufzubauen, die selbständig und unabhängig vom kapitalistischen Staat ist. Stattdessen wurde immer versucht den kapitalistischen Staat und seine Parteien ‚linker‘ zu machen. Wir versuchen einfach den umgekehrten Ansatz, indem wir Zivilgesellschaft unabhängig von Staat und Parteien organisieren. Es gibt in vielen lokalen Ortsgruppen Initiativen, die sowas machen, auch im Rahmen der Linkspartei oder Solid, das ist aber dann eher gegen die politischen Schwerpunkte der PdL, aber unter Verwendung ihres Namens und ihrer Ressourcen. Das ist aber alles auch nicht ewig gesetzt, wir sind ja keine Partei, die gegen die PdL auftritt, sondern eine Initiative, die sich für den Aufbau einer sozialistischen Partei einsetzt, und das könnte durchaus auch innerhalb der PdL oder wo auch immer geschehen.
Wir denken nicht zwingend, dass die Kampagne für eine sozialistische Partei selbst diese Partei sein wird, sondern halten deren Aufbau für den nächsten notwendigen Schritt, den wir angehen und für den wir werben. Es hängt nur davon ab, ob es ein Rahmen ist, der unseren Aktivismus erleichtert und unterstützt, oder verhindert. Wenn wir zum Beispiel erstmal in irgendwelchen Gremien Linienkämpfe führen müssten, oder unsere Ressourcen in Wahl- und Postenkämpfen vergeuden
müssten, um unseren zivilgesellschaftlichen Aktivismus zu machen, ist es ein Hindernis und kein Mittel.
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