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KONVERSATIONEN # 6
Wir dokumentieren im Folgenden eine Unterhaltung zwischen Alex, Jim und Tina (Mitglieder unserer Frankfurter Ortsgruppe) und einem Follower.
Kann man das Entstehen der Kamapagne in den USA 2018 und der anschließenden Enwicklung, was beim Stammtisch in Leipzig diskutiert wurde, irgendwo lesen/anhören?
Nein, die Entstehung ist leider noch nirgends verschriftlicht. Falls Du in der Nähe eine Gruppe der Kampagne hast, komm einfach mal bei einem Stammtisch vorbei, dort können alle Fragen besprochen werden. Wir beziehen keine Position zu Themen, auf die wir keinen Einfluss haben. Genauere Ausführungen findest Du in unserer Grundsatzerklärung auf der Homepage.
Könnt ihr in paar Sätzen ausführen, was euch unterscheidet von KO, KP, dem Bund der Kommunist:innen, Perspektive Kommunismus, Kommunistischer Aufbau und anderen, die auch versuchen Massenorganisationen und perspektivisch eine kommunistische, revolutionäre Partei aufzubauen? Außer dass die genannten sich auch zu weltpolitischen Fragen äußern.
Ich denke, der Hauptunterschied liegt in der Praxis. Die KSP macht zivil-gesellschaftliches Engagement mit dem Ziel, verlässliche Strukturen aufzubauen, um damit so stark zu werden, dass sie auf politische und (long way to go) weltpolitische Entwicklungen auch tatsächlich Einfluss nehmen kann. Die KSP läd alle Linken ein, sich an diesem Aufbauprozess zu beteiligen. Ich weiß, auch der Bund der Kommunist:innen und andere, wenden sich der Aufbauarbeit oder zumindest der Arbeit im Viertel wieder mehr zu. Aber die KSP macht den Aufbau dauerhafter Strukturen zu ihrem Hauptanliegen.
Ich denke auch, dass die Frage der weltpolitischen Positionen dabei eine zentrale Rolle spielt, denn all diese Gruppen spalten sich an solchen ideologischen Fragen und entfernen sich dadurch von den Leuten, indem sie für den Alltag dieser Leute irrelevante Dogmen mit ihnen verhandeln. Wir halten strikt die Trennung von sozialer und politischer Aktion ein, das heißt, die aktivistischen Projekte haben völlige Unabhängigkeit, Flexibilität und Freiheit der Aktion, je nachdem, was den taktischen Zielen dient. Die Freie Lernhilfe soll die Noten von Arbeiterkindern verbessern, egal wie sie zum Imperialismus stehen, die Mietergewerkschaft soll Mieter zusammenbringen und den Kampf gegen Vermieter organisieren und Kosten reduzieren, egal welche Position die Leute zur Polizei oder zum Gendersternchen haben.
Unsere ideologisch bedingungslosen Versuche, teils auch mit den von Dir genannten Gruppen in der Praxis zusammenzuarbeiten, sind genau an solchen Fragen gescheitert, dass man doch aber revolutionär und nicht reformistisch sei, eine kommunistische statt sozialistische Partei brauche, oder dass man doch nicht mit Parteien zusammenarbeiten will, oder dass es doch eine klare Positionierung zum Ukrainekrieg und den Antideutschen bräuchte. Hier konnten wir sehen, wie diese scheinbar für die Praxis irrelevanten Positionen, doch eine zentrale Auswirkung auf Praxis haben. Nämlich, dass sie einfach nicht stattfindet. Daher ’notwendigerweise‘ keine weltpolitischen Positionen: weil sie zum momentanen Zeitpunkt rein virtuell sind.
Danke für eure Antworten, leuchtet mir ein. Was ich mich noch frage, warum der Name, wenn ihr doch keine Partei gründen wollt und euch nicht als Aufbau versteht? Führt das nicht häufig zu vermeidbaren Missverständnissen?
Schonmal kurz vorweg, um ein mögliches Missverständnis auszuräumen: Unser Anliegen ist es, eine selbständige sozialistische Partei aufzubauen, mit der wir die Kämpfe für eine andere Gesellschaft verbinden können. Wir machen das nur über einen Ansatz, der sich von den bestehenden linken Parteien bewusst unterscheidet. Uns geht es eben nicht darum, mit anderen Parteien um die Verwaltung des Kapitalismus zu streiten und innerhalb des bestehenden Systems im
besten Fall minimale Verbesserungen auf Seiten der Arbeiter:innen zu bewirken, sondern darum, kapitalistische Herrschaftsstrukturen zu überwinden und demgegenüber die Selbstverwaltung der Gesellschaft jenseits von Staat und Kapital zu organisieren.
Das wird aus unserer Sicht nicht dadurch gelingen, dass wir eine weitere unbedeutende linke Kleinstpartei gründen, die bei Wahlen versucht, den anderen linken Kleinstparteien Stimmen abzuringen. Sondern wir versuchen, durch zivilgesellschaftlichen Aktivismus eine Gegenmacht aufzubauen, die unabhängig vom kapitalistischen Staat funktioniert und mit der es möglich wird, die Gesellschaft sozialistisch zu organisieren und so die Lebensverhältnisse aller Menschen zu verbessern. Im Unterschied zu den bestehenden Parteien verstehen wir Politik also vor allem als zivilgesellschaftliche Aufbauarbeit und möchten unsere Ressourcen nicht in kräftezehrende und nutzlose Wahl- und Postenkämpfe vergeuden.
Auf lokaler Ebene arbeiten wir dabei mit verschiedenen Ansätzen und Praxisformen: Mit der Mietergewerkschaft knüpfen wir an das Interesse der Menschen nach besseren Wohnverhältnissen an und versuchen, gemeinsam mit ihnen kollektive Macht aufzubauen, um diese Interessen gegen große Immobilienkonzerne und Privatinvestoren durchzusetzen; die Freie Lernhilfe eröffnet ein nicht-kommerzielles Bildungsangebot im Sinne der Arbeiterbildungsvereine, das den Zusammenhang von Bildung und sozialer Macht ernst nimmt; der Zeichenzirkel Darmstadt schafft Räume, um sich kreativ und konzentriert zu betätigen und stiftet darüber Gemeinschaft mit Menschen der unterschiedlichsten Milieus.
Wie Paulina Stulin in ihrer wunderbaren Vorstellung des Zeichenzirkels überzeugend dargestellt hat, gehen wir damit zum einen gegen die in unserer Gesellschaft vorherrschende Atomisierung an und machen praktisch erfahrbar, wie wir gemeinsam für ein übergeordnetes Ziel arbeiten können. Zum anderen schaffen wir ein Bewusstsein
dafür, wie wir kollektiv erfolgreich für unsere gemeinsamen Interessen kämpfen und die gesellschaftlichen Verhältnisse selbst gestalten können.
Dabei ist es letztlich offen, ob die KSP diese sozialistische Partei sein wird, für die wir mit unserer Aufbauarbeit die Bedingungen schaffen möchten – deshalb kooperieren wir auch mit allen zivilgesellschaftlichen Initiativen und Menschen, die sich unserer Praxisarbeit und dem Ziel einer sozialistischen Organisierung der Gesellschaft anschließen möchten. Du bist natürlich auch herzlich eingeladen, bei unsrem Stammtisch vorbeizuschauen und bei einem der Projekte mitzumachen!
Falls auch Du uns eine Nachricht schreiben willst, dann kannst Du dies über unseren Instagram-Kanal oder über unsere offene Telegram-Gruppe tun.
